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Portrait
„Die Texte bleiben nicht ohne Wirkung bei mir.“
Hugh! Benjamin Armbruster ist Winnetou. Neben den Karl-May-Festspielen beschäftigen ihn aber auch die Texte von Paulus.


Zum Teil in wildem Galopp reiten 60 Darsteller vor den 4.000 Zuschauern vorbei. Es gibt Explosionen, Schießereien mit lautem Knallen, aus einem Wasserfall stürzen 15.000 Liter Wasser pro Minute in die Tiefe, um gleich wieder nach oben gepumpt zu werden. Ein Schiff geht mit lautem Getöse unter. Die Illusion ist perfekt.

Indianer und weiße Trapper kommen immer wieder mit ihren Pferden auf die Bühne. Schlägereien, das Niederbrennen von zwei Indianer-Tipis und eine echte Eisenbahn lassen die fast zweistündige Show wie echt erscheinen. „Die Aufführungen heute sind kaum vergleichbar mit früheren Shows!“, so ein Erwachsener, der schon als Kind und Jugendlicher zu den Festspielen gereist ist. Die Aufführungen sind actionreicher geworden und bringen viel mehr Überraschungseffekte.

Blick hinter die Kulissen
Die Karl-May-Festspiele in Elspe im Sauerland sind legendär. In jeder Saison ziehen die Helden um Winnetou, den Häuptling der Apachen, und seinen weißen Blutsbruder Old Shatterhand tausende Menschen in das abgelegene Städtchen im Kreis Olpe. Berühmt geworden sind die Karl-May-Festspiele vor allem durch den Winnetou-Darsteller Pierre Brice. Der französische Schauspieler ritt von 1976 bis 1986, unterbrochen von zwei Jahren Pause, durch die Prärie der Naturbühne. In diesem Jahr wird noch bis zum 30. August die Episode „Der Schatz im Silbersee“ aufgeführt.

Wie immer wird das Programm durch das Einreiten von Winnetou eröffnet, während die bekannte Filmmusik aus den Karl-May-Verfilmungen zu hören ist. Winnetou, das ist seit 1.400 Vorführungen der rumänisch-deutsche Schauspieler Benjamin Armbruster. Der 63-Jährige kam 1988 nach Elspe und gehört seitdem fest zum Ensemble. Für ein Fernsehteam von ERF Medien ermöglicht er einen Tag lang den Blick hinter die Kulissen der Show.

Wassertanks und Felsenimitationen
Bereits in seinem Winnetou-Kostüm begrüßt Armbruster das Kamerateam morgens gegen zehn Uhr. Erst um 14.30 Uhr geht die Show los. Etwa 40 Minuten braucht er, bis aus Benjamin Armbruster Winnetou wird. Wir treffen den Indianerhäuptling bei den Ställen im hinteren Bereich des weitläufigen Geländes. Eine Aufgabe, die er sich nicht nehmen lässt: Armbruster putzt sein Pferd, den zehnjährigen Wallach Apache, selbst und bereitet es für die Show vor. Immer wieder kommen Schauspielerkollegen vorbei. Überraschend herzlich ist die Begrüßung. „Wir sind alle wie eine große Familie“, so Armbruster. „Anders wäre die jahrelange Zusammenarbeit nicht möglich“. Aus rund zehn Nationen stammen die Mitarbeiter, die meist mehrere Jobs während der Saison ausüben.

Winnetou gewährt bei einem Rundgang über die Naturbühne einen Blick hinter die Kulissen. Dabei ist zu sehen, dass eine Hebebühne dafür sorgt, dass der Schiffsuntergang realistisch wirkt. An etlichen Stellen werden gerade die Sprengladungen und das Schwarzpulver positioniert. Oben auf dem höchsten Punkt der Naturbühne steht – verborgen hinter einer Felsimitation ein riesiger Wassertank, der sich während der Show als Wasserfall entleert.

Öffentliche Lesungen der Bibel
Außerhalb der Saison arbeitet der Winnetou-Darsteller als Schauspieler am Theater in Bielefeld. Auf einem Bauernhof in Borgholzhausen hält er mehrere Pferde, darunter auch das Halbblut Apache. Zur Bühne ist er durch seine Mutter in Siebenbürgen (Rumänien) gekommen. Sie baute nach dem Zweiten Weltkrieg das Deutsche Theater in Hermannstadt (Sibiu) wieder auf. Die Bücher von Karl May (1842-1912) waren in Rumänien verboten. Als der Film „Der Schatz im Silbersee“ 1970 seiner Heimatstadt gezeigt wurde, war er siebzehn Mal im Kino.

Benjamin Armbruster versteht sich als bewusster Christ. Der Winnetou-Darsteller liest die Bibel - des Öfteren sogar öffentlich in Kirchen oder christlichen Organisationen. So etwa in der St. Stephan-Kirche in Vlotho oder beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) in Wiesbaden. Demnächst wird er sich Paulus-Texten zuwenden, um sie anderen durch seine Sprachbegabung und Interpretation neu zugänglich zu machen.

Texte mit Wirkung
Der Winnetou von Elspe hat mit seiner christlichen Haltung durchaus Parallelen zum literarischen Vorbild. In den Karl-May-Büchern finden sich zahlreiche Bezüge zum christlichen Glauben. In Winnetou Band 3 wendet sich der Held vor seinem Tod dem christlichen Glauben mit den Worten zu: „Ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!“

In den von Karl May verfassten Geschichten über Winnetou und Co. sieht Armbruster viele Tugenden. Immer besiege das Gute letztlich das Böse. Die Kämpfe hätten oft auch Heiteres. Für Jugendliche könne Winnetou durchaus eine Identifikationsfigur sein.

Auch dieses Mal reitet Winnetou unter dem großen Applaus des Publikums durch die Szene und findet lange anhaltenden Applaus. Später erzählt er dem Fernsehteam in der Elsper Kirche, dass ihn die Worte der Bibel immer wieder für sein Leben selbst herausfordern. „Die Texte bleiben nicht ohne Wirkung bei mir“.

 

Der Beitrag über den Winnetou von Elspe wird in der Sendereihe „Gott sei Dank!“ des ERF ausgestrahlt. Ab 5. September wird die Sendung bei ERF eins, über DAS VIERTE sowie rund 20 regionale Privatsender zu sehen sein.

 


Bilder: Lothar Rühl

Autor: Lothar Rühl

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